Mit "Beckie" von Darwin nach Brisbane

Am nächsten Morgen ging es zurück nach Darwin, um endlich unseren Campervan abzuholen! Diesen hatten wir zuvor online als Relocation-Deal gebucht, das heißt wir müssen den Camper innerhalb eines bestimmten Zeitraums ans Ziel bringen und bekommen diesen im Gegenzug fast geschenkt. Wir haben 10 Tage Zeit, um den Van nach Brisbane zu bringen, insgesamt ca. 3500 km. Mit 240 $ (normalerweise hätten wir ca. 1300 $ gezahlt) ein Schnäppchen, dennoch sind die Spritpreise nicht zu unterschätzen. So kamen ca. 600 Euro für Benzin hinzu.

Der Campervan ist richtig toll, ausgestattet mit kleiner Küche, Kühlschrank, Sitzecke die sich zum Bett umbauen lässt und einer Klimaanlage im Fahrerraum. Wir tauften unseren Van auf den Namen „Beckie“. :-) Die alte Lady (zwar erst 4 Jahre alt, jedoch bereits über 300.000km auf dem Buckel) soll zurück nach Brisbane, um dort verkauft zu werden.

 

Auf geht’s ins Abenteuer!

1. Tag: Darwin – Pine Creek

Da wir am Morgen noch vom Litchfield NP zurück nach Darwin mussten und nachdem wir Beckie abgeholt hatten erst einmal Hamsterkäufe im Megastore gemacht haben, war unsere erste Strecke recht kurz. Und dennoch waren wir gleich am ersten Tag irgendwo im Nirgendwo im Outback Australiens angekommen. Pine Creek ist eine ehemalige goldgäber-Stadt, welche jedoch 2008 geschlossen wurde. Es gibt einen Campingplatz, eine Tankstelle, Museum,... das war es auch schon fast. Es war herrlich ruhig und vom Aussichtspunkt hatte man einen schönen Blick über den danebenliegenden, großen See, der damals extra für die Goldgräberei angelegt wurde.

 

 

2. Tag: Pine Creek – Attack Creek (ca. 50km vor Tennant Creek)

Am zweiten Tag unserer Reise haben wir ordentlich Kilometer zurückgelegt, insbesondere da es endlich mal bewölkt war und sogar ein wenig regnete – herrlich zum Auto fahren und Landschaft genießen. Wir sahen zwei frei laufende Pferde, zwei Wallabies und Kühe.

 

Leider gibt es auch viele tote Wallabies am Straßenrand. In Australien fahren so genannte „Road Trains“, die bis zu 53m lang sind. Wenn ein Wallaby die Straße überquert, haben Road Trains gar keine andere Möglichkeit, als die Tiere um zu fahren. Auch von dem Campervermieter wurde uns gesagt, dass man nicht ausweichen soll. Man würde so riskieren, zu überschlagen und das wäre zu gefährlich. Glücklicherweise sind Kängurus eher nachtaktiv, somit begegnet man ihnen tagsüber bei der Hitze kaum.

 

Neben den toten Tieren sieht man außerdem viele zerplatzte Reifen sowie schwarze Reifenspuren auf der Straße. Hier im Outback können es bis zu 50 Grad werden und so passiert es deutlich schneller, dass ein Reifen platzt.

 

Wir wunderten uns, wie grün doch das Outback war – viele grüne Bäume, einige Büsche und Gräser. Während der gesamten Fahrt findet man links und rechts der Straße Termitenhügel. Einige davon tragen ein T-Shirt, Smiley-Gesicht oder ähnlichen Quatsch. Wir wissen nicht, ob das Australier oder Touristen machen, aber es gibt jedenfalls viele bekleidete Termitenhügel am Straßenrand.

 

Auch wenn es recht grün für solch eine trockene Gegend ist, sieht man immer wieder verbrannte Abschnitte. Man hört ja immer wieder von Buschbränden und die Feuerwehr hat hier sicher gut zu tun. Es ist jedoch beeindruckend, dass auch auf diesen Flächen wieder Leben erweckt und sogar verkohlte Bäume grüne Blätter tragen.

 

Anderen Fahrzeugen begegnet man kaum, man ist also fast allein auf der Straße. Kommt ein Camper vorbei, grüßt man sich.

 

Am späten Nachmittag machten wir Halt an einem kleinen Rastplatz direkt an der Straße. Hier rasteten auch noch ein paar andere Camper und wir saßen am Abend zusammen mit zwei anderen Deutschen, die gerade auf dem Weg nach Darwin waren.

 

 

3. Tag: Attack Creek – Mount Isa

 

Am nächsten Morgen genossen wir den Sonnenaufgang, frühstückten zusammen mit den beiden Deutschen, die wir am Vorabend kennengelernt hatten, und machten uns gegen 8 Uhr wieder auf den Weg. Diesmal sahen wir wieder viele Kühe und sogar einen Greifvogel und einen Baby-Strauss.

 

Nach vielen Stunden Fahrt – und der Überquerung der Grenze vom Northern Territory nach Queensland - kamen wir am späten Nachmittag in Mount Isa an. Man hat noch nie von der Stadt gehört, jedoch ist es die flächenmäßig zweitgrößte Stadt der Welt! Der Grund sind die vielen kleinen Ortschaften drum herum, die einfach riesengroß sind. In Australien gibt es seeehr viel Platz und es gibt Farmen, die so groß sind wie Deutschland!

 

 

4. Tag: Mount Isa – Winton

 

Auf der Strecke von Mount Isa nach Winton ist es anfangs sehr bergig, später dann fast nur noch gerade. Entlang der Straße zieht sich links und rechts ein Stacheldrahtzaum. Unendlich lang! Es ist die Umzäunung für die Rinderherden, die auf so großen Flächen laufen, dass man schon fast sagen könnte, sie leben frei. Rinder sahen wir häufig auf dieser Strecke, außerdem sahen wir diesmal zwei Sträuße, über 10 Kängurus, die im Schatten unter den Bäumen schliefen, Ziegen und Schafe.

 

Aufgrund der Hitze sah man außerdem Fatamorganas in der Ferne. Und wir haben heute und gestern mehrere Windhosen gesehen! Das sind Wirbel, sie aussehen wie kleine Tornados, die den Sand hoch in den Himmel wirbeln. Wir sind bereits durch zwei Windhosen durchgefahren – nicht ganz ungefährlich, da sie das Fahrzeug stark ausschweifen lassen. Der Windschatten der Road Trucks ist ebenfalls recht stark. Da Andy jedoch ein sehr guter Autofahrer ist, ist alles gut gegangen. :-) Ich fahre lieber nicht und navigiere stattdessen... ;-)

 

Heute war die Strecke kürzer und wir kamen schon gegen 15 Uhr in Winton an. Das Ortseingangsschild, das darauf hinwies dass Winton die freundlichste Stadt Australiens sei, klang schonmal sehr einladend. Die „Stadt“ besteht aus ca. 1.500 Einwohnern und es war sehr ruhig auf den Straßen. Viele Geschäfte hatten schon geschlossen. Wir setzen uns erst einmal eine halbe Stunde in die Stadtbibliothek, da es in fast ganz Australien in den Stadtbibliotheken kostenloses WLAN gibt. Anschließend waren wir im Freibad und fuhren danach auf einen kostenlosen Campingplatz ca. 5km außerhalb der Stadt. Und das war die richtige Entscheidung! Die letzten 2 km ging es über eine Sandpiste und wir landeten an einem Wasserloch, an dem die Tiere zum Trinken kamen. Hier trafen wir auf eine sehr nette Australierin, die wir noch auf eine Cola eingeladen hatten und wir redeten bis es dunkel wurde. Jetzt sitzen wir in unserem Camper und sind ganz allein hier. Etwas mulmig ist uns schon, schließlich sind die ganze Zeit wilde Tiere um uns herum. Rinder, Kängurus und Vögel. Okay. Aber da gibt es ja noch Wildschweine, wie wir von der Australierin gelernt haben, und natürlich Schlangen und Spinnen. Und mehr wollen wir auch gar nicht wissen. Immerhin meint die Australierin, dass es in dem Wasserloch keine Krokodile gibt. Wir werden uns dem Wasser dennoch nicht auf weniger als 20 Metern nähern.

Wir haben gut geschlafen und wir haben keine gefährlichen Tiere gesichtet. Am nächsten Morgen haben wir nochmal den schönen Ausblick bei einer Schüssel Cornflakes und einer Tasse Kakao genossen und dann ging´s weiter.

 

 

5. Tag: Winton – Tambo

 

Unser heutiges Ziel stand noch nicht fest, wir fuhren einfach los. Am Mittag machten wir Zwischenstopp an einem Rastplatz bei Barcaldine (glücklicherweise im Schatten bei den hohen Temperaturen) und kochten Pasta. Nach der Stärkung ging es weiter bis nach Tambo.

 

Auf dem Weg sahen wir wieder viele Tiere: Rinder, Schafe, mehrere Strauße und auch ein Känguru. Außerdem sahen wir wieder einmal viele überfahrene Kängurus. Inzwischen sind wir an mehr als 1000 toten Tieren vorbei gefahren, kein schöner Anblick... Man muss jedoch dazu sagen, dass wir inzwischen knapp 2500 km gefahren sind, es nur eine große Straße im ganzen Gebiet gibt und es hier sehr viele Tiere gibt. Auf die Gesamtfläche gerechnet ist das also denke ich gar nicht so viel.

 

Tambo selbst ist sehr klein. „Dorf“ kann man es kaum nennen, hier gibt es eigentlich nur eine Straße mit ein paar Häusern (insgesamt gibt es ca. 400 Einwohner) und zwei Campingplätzen. Wir entschieden uns für den Platz mit Pool. Da der Strom bei unserer Ankunft am Campingplatz ausgefallen war (der Strom ist im gesamten Ort und auch in den Nachbarorten weg, da es Richtung Brisbane starke Unwetter gibt), haben wir den Platz günstiger bekommen und zahlten nur 20$ statt 30$. Und nur 30 Min. später lief auch der Strom wieder. :-)

 

 

6. Tag: Tambo - Roma

 

Halbzeit! Ab heute haben wir unsere Beckie noch genau 5 Tage und somit ist die Hälfte der Zeit um. Da wir bereits 2/3 der Strecke zurückgelegt haben, können wir uns nun ein paar sehr entspannte Tage machen.

 

So ging es für uns heute Morgen erstmal ein wenig ins Dorf, um zu schlendern. Auch wenn Tambo aus quasi nur einer Straße besteht, hat es uns gut gefallen. Hier gibt es einen kleinen Laden, in dem eine ältere Frau Teddybären aus Lammfell selbst macht. Wir haben ihr dabei zugeschaut und waren beeindruckt – jedes noch so kleine Teilchen wurde per Hand gefertigt! Sie erzählte uns, dass sie für einen Bären einige Stunden benötigt und dass noch eine weitere Frau bei ihr arbeitet, die ihr dabei hilft. Die Bären waren wirklich schön! Nur da unser Gepäck begrenzt ist und wir noch eine Weile unterwegs sind, haben wir uns keinen Bären gekauft.

 

Fast nebenan befand sich die Bibliothek, die gibt es hier im Outback in jedem noch so kleinen Dorf. Die Frau, die in der Bibliothek arbeitete, war wieder einmal super nett, wie alle Leute, die wir hier im Outback treffen. Oben auf dem Dach des Gebäudes raschelte es die ganze Zeit, die Frau erzählte uns, dass dort oben Opossums leben. Wir haben noch eine halbe Stunde Internet genutzt und währenddessen rannten und quiekten die Oppossums munter über unseren Köpfen her. :-) Am Ende schenkte die Frau uns noch einen Autoerfrischer, den wir gleich an Beckie´s Frontspiegel befestigten.

 

Unsere Fahrt war heute schon deutlich kürzer als die letzten Tage, wir fuhren „nur“ ca. 3,5 Stunden. Vorbei an einigen Baustellen, vielen Rindern, Ziegen und auch Straußen begegneten wir. Die Strecke war sehr gerade, ja es ging eigentlich nur geradeaus.

 

Wir machten Halt an einem kostenlosen Rastplatz mit Duschen und Toiletten – was will man mehr. Nach einer Dose Ravioli bauten wir unseren Schlafplatz auf und es ging früh schlafen. Übrigens mit einem warmen Schlafsack, im Outback kann es nachts sehr frisch werden!

 

 

7. Tag: Roma – Toowoomba

 

Am Morgen ging es schon um 7 Uhr weiter. Wir machten Halt an einem schönen Rastplatz an einem Fluss zum Mittagessen und fuhren anschließend bis nach Toowoomba, da es noch früh war. Von hier aus sind es nur noch 2 Stunden nach Brisbane, deshalb buchten wir gleich 2 Nächte auf einem schönen Campingplatz mit Pool, um am nächsten Tag ein wenig die Stadt zu erkunden.

 

 

8. Tag: Toowoomba City

 

Toowoomba ist die größte Stadt von Queensland, die NICHT am Meer liegt. Mit ca. 95.000 Einwohnern dennoch kaum größer als Rheine. Flächenmäßig ist die Stadt viel größer als eine deutsche Kleinstadt, wie alles hier in Australien. Hier gibt es ja genügend Platz.

 

Heute Morgen sind wir durch den Japanese Garden – einer der 20 schönsten japanischen Gärten weltweit - gelaufen. Er ist wirklich schön angelegt und sehr idyllisch, die roten Brücken sind ein Blickfänger.

 

Anschließend wollten wir durch das Stadtzentrum laufen, dies ist jedoch sehr groß und so etwas wie eine Shoppingstraße gibt es nicht. Dafür jedoch umso mehr klimatisierte Shoppingzentren. Die Stadt zählt 6 MC Donalds und viele weitere Fast Food-Ketten. Diese sind auch bis spät abends gut besucht und man sieht es den Australiern an.

 

Neben der Stadt gibt es auf einem Berg eine sehr schöne Picknick-Area mit tollem Ausblick über die Landschaft. Wir hielten am Mittag dort an, um zu kochen. Wieder einmal Spaghetti mit Pesto und wieder einmal sehr lecker. In Brisbane gibt es dann bald endlich wieder Fleisch. :-)

 

 

9. Tag: Toowoomba – Brisbane

Die Strecke nach Brisbane unterschied sich nicht groß von der Strecke nach Toowoomba. In Brisbane selbst musste man sich dann schon sehr konzentrieren, viel Verkehr und viele Straßen... wir fuhren einmal in die falsche Richtung, ansonsten hat es gut geklappt.

 

Unser erster Halt in Brisbane war der Mount Coot, einem Berg mit einem tollen Ausblick über Brisbane. Wir genossen die Aussicht und noch ein letztes Mal Pasta mit Pesto in unserem Campervan. ;-)

 

Dann ging es ins Stadtzentrum. Wir hatten eigentlich geplant, uns die letzte Nacht auf den Parkplatz unseres Hotels, welches wir für die nächsten Nächte gebucht hatten, zu stellen. Dieser war jedoch schon besetzt und wir mussten improvisieren. Es ist verboten, in der Stadt auf der Straße im Campervan zu schlafen. Wir taten es trotzdem. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt...

 

 

10. Tag: Brisbane

 

Wir wurden nicht erwischt und haben uns gefreut, 25 $ gespart zu haben, die wir auf dem Hotelparkplatz hätten zahlen müssen.

 

Wir konnten bereits um 8 Uhr morgens im Hotel einchecken und bekamen ein riesengroßes Zimmer mit eigenem Bad, Kühlschrank und Sitzecke. Auf der Hotelterrasse gab es außerdem einen Pool und in der unteren Etage eine Küche für die Gäste.

 

Nachdem wir unsere Sachen im Zimmer verstaut hatten, brachten wir Beckie zurück. Es gab noch 100$ zurück für Sprit und es ist alles gut gelaufen. Wir waren etwas nervös, da wir während unserer Reise einen Steinschlag in der Frontscheibe verursacht hatten, aber da der Van sowieso völlig vermackelt war, viel es nicht auf.

 

So konnten wir uns also ganz auf unsere Tage in Brisbane freuen! :-)

 

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